Was bedeutet Barrierefreiheit im Web?
In Deutschland leben etwa 10 % der Menschen mit einer schweren Behinderung, sei es eine Seh-, Hör-, motorische oder kognitive Beeinträchtigung. Dazu kommen all jene mit temporären Herausforderungen: ein gebrochener Arm, eine schlechte Internetverbindung oder einfach nur das grelle Sonnenlicht auf dem Smartphone-Display. Das sind Millionen potenzieller Kunden, die deine Inhalte nutzen wollen – vorausgesetzt, sie kommen überhaupt hinein.
Barrierefreiheit im Web macht genau das möglich: Sie beseitigt sichtbare und unsichtbare Hürden und sorgt dafür, dass deine Website für alle zugänglich ist.
Ähnlich wie eine Rampe den Zugang zu einer Arztpraxis erleichtert, schaffen Maßnahmen wie Alternativtexte für Bilder, Untertitel oder Transkripte für Videos und eine kontrastreiche Farbgestaltung eine digitale Welt ohne Barrieren. Doch es geht um mehr als nur Technik: Eine barrierefreie Website unterstreicht das soziale Engagement deines Unternehmens und erweitert deine Reichweite. Ganz nebenbei verbesserst du die User-Experience für alle Nutzer, erfüllst gesetzliche Vorgaben und vermeidest rechtliche Stolpersteine.
In diesem Beitrag erfährst du, wie Barrierefreiheit dein Unternehmen voranbringt – und warum es sich lohnt, jetzt zu handeln.
Online Zugang für alle – Ein Gewinn für dein Webangebot
Barrierefreiheit im Web ist nicht nur Nice-to-have, sondern ein echter Mehrwert – für deine Nutzer und dein Unternehmen. Mit einem barrierefreien Webangebot erreichst du mehr Menschen, indem der Zugang für Menschen mit Behinderungen, ältere Nutzer, Personen mit temporären Einschränkungen und Menschen, die unter schwierigen Bedingungen im Internet surfen vereinfacht wird.
Doch die Vorteile einer barrierefreien Website gehen noch weiter: Sie verbessert die Nutzerfreundlichkeit für alle. Klare Strukturen, gut lesbare Texte, einfache Navigation und verständliche Inhalte sorgen für eine bessere User Experience. Eben diese Faktoren werden auch von Suchmaschinen positiv bewertet und mit einer besseren Platzierung in den Suchergebnissen belohnt. Bemühungen um Barrierefreiheit tragen also unmittelbar auch zur Suchmaschinenoptimierung (SEO) bei.
Kurz gesagt: Je leichter deine Website zugänglich und nutzbar ist, desto mehr Menschen können sie nutzen – und desto erfolgreicher wird dein Webangebot
Wen betrifft die Barrierefreiheitspflicht?
Die Barrierefreiheitspflicht gilt grundsätzlich für alle öffentlichen Websites und mobilen Anwendungen. Besonders betroffen sind Unternehmen, die ihre Dienstleistungen direkt an Verbraucherinnen und Verbraucher (B2C) richten. Das betrifft insbesondere Dienstleister wie Ärzte, Friseure, Banken, Versicherungen und Telekommunikationsanbieter, die digitale Angebote bereitstellen, wie etwa Online-Terminbuchungen, Kontaktformulare oder E-Commerce-Websites.
Darüber hinaus sind auch Online-Shops, Buchungsportale, Ticketsysteme sowie mobile Apps und Plattformen für E-Commerce zur Barrierefreiheit verpflichtet. Für Unternehmen, die Produkte verkaufen oder Dienstleistungen anbieten, ist es entscheidend, die Barrierefreiheit für alle Nutzer zu gewährleisten, um nicht nur gesetzliche Anforderungen zu erfüllen, sondern auch die Nutzerbasis zu erweitern.
B2B-Websites, die sich ausschließlich an Unternehmen richten, sind zunächst nicht direkt von der Barrierefreiheitspflicht betroffen. Auf den beschriebenen Mehrwert hat die hier fehlende rechtliche Verpflichtung allerdings keine Auswirkungen und es ist davon auszugehen, dass sich Barrierefreiheit zunehmend auch hier als Standard durchsetzen wird, um die Zugänglichkeit und Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Zu einer Beschäftigung mit dem Thema Barrierefreiheit raten wir in jedem Fall.
Gibt es Ausnahmen bei der Verpflichtung?
Es gibt Ausnahmen bei der Barrierefreiheitspflicht, die jedoch eher die kleineren Unternehmen betreffen. Kleinstunternehmen, die weniger als zehn Mitarbeiter beschäftigen und einen Jahresumsatz von maximal zwei Millionen Euro erzielen oder deren Bilanzsumme unter zwei Millionen Euro liegt, sind nicht zur vollständigen Umsetzung der Barrierefreiheit verpflichtet. Das betrifft insbesondere kleinere Dienstleistungsunternehmen, die nur B2B agieren.
Für Unternehmen, die Produkte verkaufen, gilt die Barrierefreiheitspflicht jedoch auch, wenn sie diese Ausnahme erfüllen. Es ist ebenfalls möglich, sich bei der Bundesfachstelle Barrierefreiheit beraten zu lassen, um sicherzustellen, dass alle erforderlichen Maßnahmen getroffen werden.
Obwohl kleinere Unternehmen von der Barrierefreiheitspflicht teilweise ausgenommen sind, empfehlen wir, Barrierefreiheit auch hier als Standard umzusetzen. Denn was die Auffindbarkeit, Zugänglichkeit und letztendlich die Nutzererfahrung verbessert, stellt effektiv auch einen Wettbewerbsvorteil dar.
Gesetzliche Grundlagen für die barrierefreie Website Pflicht
In Deutschland gibt es klare gesetzliche Vorgaben, die Unternehmen dazu verpflichten, ihre Websites barrierefrei zu gestalten. Das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) sorgt dafür, dass Menschen mit Behinderungen den gleichen Zugang zu digitalen Inhalten haben wie alle anderen.
Auf europäischer Ebene sorgt der European Accessibility Act (EAA) dafür, dass auch Online-Dienste wie E-Commerce-Plattformen und öffentliche Websites barrierefrei sind. Der EAA verpflichtet die EU-Mitgliedsstaaten, Gesetze zu erlassen, die die Barrierefreiheit in allen digitalen Bereichen gewährleisten.
Zusätzlich müssen sich Unternehmen an die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0) halten. Diese Verordnung setzt die internationalen WCAG-Richtlinien um, die festlegen, wie Websites für Menschen mit Seh-, Hör-, motorischen oder kognitiven Einschränkungen zugänglich gemacht werden können. Die WCAG sind in drei Stufen unterteilt: Stufe A (grundlegende Anforderungen), Stufe AA (Anforderungen für eine breite Nutzergruppe) und Stufe AAA (fortgeschrittene Anforderungen, die jedoch mit erhöhtem Aufwand umzusetzen sind).
Die BITV 2.0 fordert, dass Websites mindestens das Niveau AA der WCAG erfüllen, um sicherzustellen, dass sie für die breite Masse zugänglich sind.
Was passiert, wenn die Barrierefreiheit ignoriert wird?
Wenn Barrierefreiheit auf einer Website nicht beachtet wird, kann das zu rechtlichen Konsequenzen führen. Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) sieht Bußgelder von bis zu 100.000 Euro vor, falls eine Website den gesetzlichen Anforderungen nicht entspricht.
Neben den möglichen finanziellen Strafen können auch Abmahnungen oder Unterlassungsklagen von Mitbewerbern oder Verbraucherschutzverbänden eingereicht werden. Diese rechtlichen Schritte können nicht nur zusätzliche Kosten mit sich bringen, sondern auch den Ruf eines Unternehmens belasten oder gar dauerhaft beschädigen.
In einigen Fällen kann es auch dazu kommen, dass Produkte oder Dienstleistungen aus dem Verkehr gezogen oder vorübergehend eingestellt werden müssen.
Die Verbraucher selbst, sowie anerkannte Verbände haben ebenfalls die Möglichkeit, rechtliche Schritte einzuleiten, was die Situation weiter verkomplizieren kann.
Schritte zu einer barrierefreien Website: Die wichtigsten Anforderungen
Damit eine Website als barrierefrei gilt, muss sie bestimmte Anforderungen erfüllen. Grundlage dafür sind die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), die international anerkannte Standards für digitale Barrierefreiheit setzen. In Deutschland sind diese Richtlinien über die BITV 2.0 (Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung) gesetzlich verankert.
Zu den wichtigsten Anforderungen gehören:
- Alternativtexte für Bilder: Bilder und Grafiken müssen mit beschreibenden Alternativtexten versehen sein, damit sie von Screenreadern vorgelesen werden können.
- Gute Farbkontraste: Die Farbgestaltung muss so gewählt sein, dass Texte für Menschen mit Sehschwäche gut lesbar sind.
- Klare Struktur und Navigation: Eine verständliche Menüführung und eine logische Seitenstruktur erleichtern die Nutzung für alle.
- Tastaturbedienbarkeit: Die Website muss ohne Maus, nur mit der Tastatur, navigierbar sein.
- Untertitel und Transkripte für Videos: Menschen mit Hörbehinderungen müssen die Inhalte ebenfalls verstehen können.
- Verzicht auf automatische Animationen und flackernde Inhalte: Diese können für einige Nutzer irritierend oder sogar gesundheitsschädlich sein.
Die Umsetzung dieser Anforderungen sorgt nicht nur für eine inklusive Nutzung, sondern verbessert auch die allgemeine Benutzerfreundlichkeit deiner Website.
Schritte zur Umsetzung von Barrierefreiheit: So bringst du deine Website auf den neuesten Stand
Die Umstellung auf eine barrierefreie Website erfordert eine systematische Vorgehensweise. Hier sind die wichtigsten Schritte:
- Bestandsaufnahme durchführen: Überprüfe deine aktuelle Website mit Barrierefreiheits-Tests wie dem WAVE Web Accessibility Tool oder dem Google Lighthouse Audit.
- Anforderungen definieren: Orientiere dich an den WCAG-Kriterien und der BITV 2.0, um herauszufinden, welche Maßnahmen notwendig sind.
- Technische Anpassungen vornehmen: Implementiere barrierefreie Elemente wie Alternativtexte, hohe Kontraste und eine übersichtliche Navigation.
- Usability-Tests mit Betroffenen durchführen: Lass Menschen mit verschiedenen Einschränkungen deine Website testen und hole ihr Feedback ein.
- Regelmäßige Überprüfung und Optimierung: Barrierefreiheit ist ein fortlaufender Prozess. Führe regelmäßige Tests durch und optimiere deine Website kontinuierlich.
Mit einer gut durchdachten Umsetzung bist du nicht nur gesetzeskonform, sondern sicherst dir auch eine nachhaltige, benutzerfreundliche Website.
Wer kontrolliert die Umsetzung der Barrierefreiheit?
Nachdem du die erforderlichen Schritte zur Umsetzung von Barrierefreiheit unternommen hast, ist es wichtig, sicherzustellen, dass alle Anforderungen auch überprüft werden – sei es durch eigene Tests oder durch entsprechende Aufsichtsbehörden. In Deutschland wird die Einhaltung des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) von den Aufsichtsbehörden der Bundesländer durchgesetzt. Diese Behörden sind dafür zuständig, entsprechende Websites zu überprüfen und Verstöße festzustellen.
Konkret bedeutet das:
- Unternehmen können auf Meldungen von Betroffenen oder eigene Prüfungen der Behörden hin überprüft werden.
- Wenn Mängel festgestellt werden, gibt es in der Regel eine Frist zur Nachbesserung.
- Werden die Anforderungen weiterhin nicht erfüllt, können Sanktionen und Bußgelder folgen.
Zusätzlich haben Verbraucherinnen und Verbraucher das Recht, Beschwerden einzureichen, wenn sie auf Barrieren stoßen. Diese werden dann von den zuständigen Stellen geprüft.
Mit welchen Tools und Ressourcen kann die Barrierefreiheit geprüft werden?
Um die Barrierefreiheit deiner Website zu überprüfen, gibt es eine Reihe hilfreicher Tools und Ressourcen, die dir Schwachstellen aufzeigen und Verbesserungsvorschläge liefern. Hier sind einige der wichtigsten:
Automatisierte Test-Tools
- WAVE (Web Accessibility Evaluation Tool) – Analysiert Webseiten auf Barrierefreiheitsprobleme und gibt visuelles Feedback.
- axe DevTools – Ein leistungsstarkes Tool für Entwickler, das Barrieren direkt im Code aufzeigt.
- Lighthouse (Google Chrome) – Prüft die Barrierefreiheit einer Seite und gibt Optimierungstipps.
Manuelle Prüfungen und Screenreader-Tests
Neben automatisierten Tests ist es wichtig, die Website auch manuell zu prüfen. Dafür kannst du Screenreader wie NVDA (Windows) oder VoiceOver (Mac) nutzen, um die Nutzererfahrung blinder oder sehbehinderter Personen nachzuvollziehen.
Ressourcen und Leitfäden
- Web Content Accessibility Guidelines (WCAG 2.1) – Die offiziellen Richtlinien für barrierefreie Webinhalte.
- Bundesfachstelle Barrierefreiheit – Informationen und Unterstützung zur Umsetzung der gesetzlichen Anforderungen.
Eine Kombination aus automatisierten und manuellen Tests ist der beste Weg, um sicherzustellen, dass deine Website wirklich barrierefrei ist.
Erfolgsbeispiele für barrierefreie Websites
Viele Unternehmen und Organisationen haben bereits bewiesen, dass Barrierefreiheit nicht nur eine gesetzliche Pflicht ist, sondern auch die Benutzerfreundlichkeit für alle verbessert. Hier sind einige allgemeine Beispiele, die zeigen, wie eine gut umgesetzte barrierefreie Website aussieht:
1. Öffentliche Institutionen und Behörden
Behördliche Websites müssen gesetzliche Barrierefreiheitsstandards erfüllen. Gute Beispiele sind:
- Deutsche Bahn – Die Buchungsplattform ermöglicht eine einfache Bedienung für Menschen mit Seh- oder Mobilitätseinschränkungen und bietet klare, gut strukturierte Inhalte.
- Landesregierung Schleswig-Holstein – Die Website ist benutzerfreundlich und bietet eine klare, übersichtliche Navigation sowie eine hohe Kontrastdarstellung, die die Barrierefreiheit unterstützt.
2. E-Commerce & Dienstleistungen
- Apple – Die Website ist so gestaltet, dass sie mit Screenreadern nutzbar ist, bietet hohe Kontraste und eine intuitive Navigation, ohne an ästhetischem Design zu verlieren. Apple setzt auf minimalistische, elegante Designs, die auch für alle Nutzer zugänglich sind.
- Otto – Das Unternehmen optimiert seinen Online-Shop kontinuierlich für barrierefreies Einkaufen, etwa durch Tastaturbedienung und alternative Texte für Bilder. Der Shop bietet ein klares, modernes Design, das auch für Menschen mit Einschränkungen leicht navigierbar ist.
3. Medien & Bildung
- Airbnb – Die Plattform bietet eine ansprechende Benutzeroberfläche und sorgt gleichzeitig für eine benutzerfreundliche Navigation für alle Menschen, einschließlich derjenigen mit Einschränkungen. Die Website ist einfach zu bedienen und gut zugänglich, ohne das moderne Design zu opfern.
- Shopify – Als führende E-Commerce-Plattform bietet Shopify eine moderne, gut strukturierte und barrierefreie Website, die gleichzeitig eine ansprechende Benutzererfahrung und Ästhetik bietet.
Wie können wir Dir helfen?
Stell dir vor, deine Website öffnet die Türen für alle – unabhängig von körperlichen oder technischen Einschränkungen. Nachdem du dich mit Barrierefreiheit auseinandergesetzt hast, erkennst du sicherlich den großen Mehrwert solcher Bemühungen. Vielleicht fühlst du dich aber von der Komplexität und Tragweite des Themas eingeschüchtert oder möchtest die Umsetzung einfach in erfahrenen Händen wissen.
Genau hier kommen wir ins Spiel. Als Experten für Web-Accessibility sind wir dein Partner auf dem Weg zu einer inklusiven Website. Wir begleiten dich Schritt für Schritt – von der Analyse bestehender Barrieren bis zur Umsetzung maßgeschneiderter Lösungen. Mit einem praxisnahen Ansatz prüfen wir gemeinsam, was deine Seite braucht, und sorgen mit maßgeschneiderten Lösungen dafür, dass sie nicht nur gesetzeskonform, sondern auch intuitiv und benutzerfreundlich wird.
Das Beste daran? Wir arbeiten transparent, effizient und kosteneffektiv – ohne unnötigen Aufwand für dich. Lass uns gemeinsam den ersten Schritt machen: Melde dich für ein unverbindliches Gespräch und erfahre, wie wir deine Website nachhaltig optimieren können. Als langfristiger Partner brennen wir darauf, deine Onlinepräsenz ein klein wenig smarter zu machen!
Bildnachweise für diesen Beitrag: Side view of disabled businessman working in office, Elderly couple holding a laptop together, Business executives interacting with each other, View of 3d gavel for lawyer’s day, View of 3d justice scales, Female web designer with papers and notes in the office, Business Planning Message Box Window Graphic, Female investigator examining case files, Computer screen with accessbility word graphic popup, Workers at an IT company working on a computer, @ Freepik (CC-0)
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